Kategorie Gesundheit

Skoliose – und das im Alter!

Frau G. ist 65 Jahre alt. Aufgrund eines gesundheitlichen Problems wendet sie sich telefonisch an die VdK Patienten- und Wohnberatung. Sie erzählt, dass sie schon seit Jahren zunehmende Schmerzen im Schulterbereich und Rücken hat. Sie selbst hat es auf eine Muskelverspannung geschoben – denn Frau G. sitzt beruflich ausschließlich am Schreibtisch! Nun war sie aber doch beim Orthopäden, da die Schmerzen stärker wurden. Dieser hat Frau G. ge­röntgt und eine Verkrümmung der Wirbelsäule festgestellt: Eine sogenannte Skoliose.

Ansicht auf einen Mann am Schreibtisch, er beugt sich vor Schmerzen nach vorne und greift mit einer Hand an seine untere Wirbelsäule.
Bei Skoliose bestehen vielseitige Behandlungsoptionen – von Physiotherapie bis hin zu orthopädischen Hilfsmitteln. © iStock.com/mako

Der Orthopäde erklärt, dass er wohl noch weitere Untersuchungen machen müsse, sagt jedoch auch direkt, dass man aus ärztlicher Sicht nicht viel machen könne. „Das kann doch wohl nicht sein“, meint Frau G. Das muss man doch operieren können, oder?“, will sie von VdK-Patientenberaterin Monika Müller wissen.

„Genau kann ich Ihnen nicht sagen, was der Arzt mit dieser allgemeinen Aussage meinte“, erwidert Müller und führt aus: „Die Krümmung der Wirbelsäule im Erwachsenenalter wird in der Regel nicht korrigiert. Das heißt, zunächst wird eine Skoliose konservativ, also ohne Operation, behandelt. Eine genaue Diagnostik ist dabei sehr wichtig, damit der Arzt einschätzen kann, wie ausgeprägt die Skoliose, also die Verkrümmung der Wirbelsäule, ist und wo Ihre individuellen Beschwerden und Probleme liegen.“

„Ich denke, dass der Arzt sich irrt“, erwidert Frau G. „Denn wenn ich im Internet nachschaue, steht da, dass eine Verkrümmung der Wirbelsäule eine Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen ist. Meine Nichte hatte das mit 15 Jahren.“ 

Degenerative Skoliose: Wenn das Alter die Wirbelsäule verbiegt

„Sie haben Recht“, antwortet Müller. „Diese Form von Skoliosen machen 90 Prozent aus und Mädchen, kurz vor oder während der Pubertät, sind häufig betroffen. Ursache ist vermutlich das ungleichmäßige Wachstum der Rückenmuskulatur und der Wirbelkörper. Es gibt sie aber auch im Erwachsenenalter.“ 

„Und wie kann das sein“, will Frau G. nun wissen. „Ich wachse ja schon lange nicht mehr.“ Müller erklärt: „Das kann verschiedene Ursachen haben. Es könnte sogar sein, dass Sie bereits im Kindes- oder Jugendalter eine Skoliose entwickelt haben, diese aber lange Zeit nicht aufgefallen ist. Selten führen auch andere Erkrankungen, wie zum Beispiel Parkinson, Osteoporose oder Nerven-, Muskel- oder Bindegewebserkrankungen, zu einer Skoliose. Am häufigsten ist jedoch eine altersbedingte Skoliose durch Veränderungen an den Bandscheiben.“ Diese nennt man auch „degenerativen Skoliose“. Denn im Alter könnten die Bandscheiben spröde und flacher werden, während gleichzeitig die Bänder und Muskeln zwischen den Wirbeln und um die Wirbelsäule schwächer würden. Dadurch entstehe ein ungleichmäßiger Druck auf die Wir belgelenke, die sich verformen und in verschiedene Richtungen kippen könnten. Dadurch könne sich die Wirbelsäule wiederum verbiegen.

„Und woher soll ich wissen, welche Form ich habe?“, fragt Frau G. nach. „Dazu hat Ihr Arzt Ihnen weitere Untersuchungen empfohlen“, erklärt Müller. „Das ist notwendig, um andere Erkrankungen auszuschließen und die Ausmaße der Skoliose genau zu kennen. So ist es dann möglich, eine gute Therapieauswahl für Sie zu finden.“

Konservative Behandlung: Physio- und Bewegungstherapie

Doch Frau G. ist skeptisch: „Was für eine Wahl habe ich denn, wenn sie vorhergesagt haben, dass die Krümmung nicht operativ behoben wird?“

„Das hängt von der Ursache, dem Ausmaß der Krümmung, der Stärke der Beschwerden und den Auswirkungen auf Ihren Alltag ab. Eine konservative Behandlung soll Ihre Schmerzen lindern, Ihnen den Alltag und die Arbeit erleichtern sowie ihre Lebensqualität verbessern.“ Wie genau das aussehen soll, führt die VdK-Patientenberaterin dann weiter aus: „Bei Schmerzen können bei Bedarf entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen verordnet werden, damit sie im Alltag weitestgehend aktiv und in Bewegung bleiben. Weiterhin gehört eine allgemeine sowie spezielle Physio- und Bewegungstherapie zur Kräftigung der Rumpfmuskulatur zur konservativen Behandlung. Genauso wie ein Ausdauertraining zum Erhalt der allgemeinen Fitness – zum Beispiel schnelles Gehen oder Radfahren. Je nachdem können auch orthopädische Hilfsmittel wie Schuheinlagen bei einem schiefen Becken oder orthopädische Rückenstützen zur Therapie gehören bis hin zu Gehhilfen, wenn die körperlichen Einschränkungen dementsprechend ausgeprägt sind. Eine Operation kommt wirklich erst dann infrage, wenn die Beschwerden durch konservative Maßnahmen nicht ausreichend gelindert werden können.“

Frau G. atmet erleichtert aus. „Das heißt ja, dass man doch etwas tun kann. Ich befürchtete schon, dass ich halt einfach mit den Schmerzen jetzt leben muss. Aber nach allem, was sie alles gesagt haben, kann ich richtig viel machen.“

Diagnose Skoliose

 „Wie gesagt, hängt es zunächst von dem Ergebnis der weiteren Untersuchungen ab,“ erwidert Müller. „Sprechen Sie offen mit ihrem Orthopäden, dann werden Sie gemeinsam mit ihm eine für sie geeignete Therapie finden.“

„Das werde ich machen. Jetzt bin ich schon viel beruhigter, da ich weiß, was auf mich zukommt. Dürfte ich mich nochmal bei Ihnen melden, wenn sich noch neue Fragen für mich ergeben?“ 

„Aber gerne. Sie können sich jederzeit mit Ihren Fragen an uns wenden“, bietet die VdK-Patientenberaterin an. Frau G. bedankt sich für die Beratung, verabschiedet sich und legt auf.