Kategorie Inklusion Arbeit & Berufsleben Teilhabe Schwerbehinderung

„Politisch starke und wahrnehmbare Stimme sein“

Roger Hahn ist seit Oktober 2024 neuer Landesobmann für die Schwerbehindertenvertrauenspersonen (SBVkurz fürSchwerbehindertenvertretung) des Sozialverbands VdK. Im Interview stellt er sich und seine Aufgaben vor und erklärt, warum die Schwerbehindertenvertrauensleute in den Betrieben eine zentrale Rolle spielen für die gelingende tatsächliche Inklusion im Arbeitsmarkt.

Ein Mann mit Down-Syndrom serviert einer Frau in einem Café, in dem er arbeitet, ein Brötchen.
Wissen schafft Inklusion. Doch wie gelangt dieses Wissen in die Unternehmen, damit echte Teilhabe gelingen kann? Wie hier in der Gastronomie? Entscheidende Mittler sind die Schwerbehindertenvertrauensleute im Betrieb, die SBVler. Sie tragen das Wissen zu den Menschen mit Behinderung, stellen ihnen ihre Rechte zur Seite, klären den Arbeitgeber auf und kämpfen für die Inklusion in der Arbeitswelt. © iStock.com/SolStock

Roger Hahn im Interview: Der neue VdK-Landesobmann der Schwerbehindertenvertrauenspersonen (SBV) stellt sich vor

Warum gibt es im Sozialverband VdK einen Landesobmann für die Schwerbehindertenvertrauenspersonen, die SBVler? 

Weil sie für das Thema Inklusion im Arbeitsmarkt die wichtigste Schlüsselrolle spielen. Und wir sie natürlich bestmöglich unterstützen und stärken wollen. Schauen Sie, nur dann, wenn die Menschen mit Behinderungen im Unternehmen ihre Rechte kennen und die Arbeitgeber ihre Pflichten, nur dann ist echte Teilhabe in der Arbeitswelt möglich. Die SBVler sind die entscheidenden Mittler in den Unternehmen. Sie tragen das Wissen zu den Menschen mit Schwerbehinderung, stellen ihnen ihre Rechte zur Seite, klären die Arbeitgeber auf und kämpfen für die Inklusion in der Arbeitswelt.

Was sind Ihre Aufgaben als neuer VdK-Landesobmann für die SBV?

Gemeinsam mit dem VdK-Team werde ich die jährliche SBVkurz fürSchwerbehindertenvertretung-Konferenz organisieren und leiten – unsere große Fortbildungsveranstaltung für die SBVler. In diesem Jahr steht sie unter dem Motto: Chancen schaffen, Teilhabe fördern! Die 22. SBVkurz fürSchwerbehindertenvertretung-Konferenz 2024 hatte 500 Schwerbehindertenvertrauensleute zu Gast. All den SBVlern hier im Land möchte ich mit all meiner Erfahrung und Kraft, mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Wie sieht es denn aus mit der Inklusion im Arbeitsmarkt?

Ich bin schon seit über 20 Jahren selbst SBVler, nämlich Hauptvertrauensperson der schwerbehinderten Menschen beim Innenministerium und Vorsitzender der AGSV BW. Und ja, ich habe da Erfahrung. Sehen Sie, die obersten Landesbehörden, also alle Ministerien und so weiter, haben etwa 230 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Insgesamt hat etwa jeder zehnte Mensch in Deutschland eine Schwerbehinderung. Das zum Vergleich. In der Landesverwaltung aber erreichen wir noch nicht einmal die gesetzlich vorgeschriebene Beschäftigungsquote von fünf Prozent. Es fehlen uns über 2000 Menschen mit Schwerbehinderung als Mitarbeiter, dabei haben wir als Landesbehörden doch eine Vorbildfunktion! Es ist noch viel zu tun.

Was sind die größten Hürden für die gelingende Inklusion im Arbeitsmarkt?

Sicherlich zum einen fehlendes Wissen. Es gibt beispielweise etliche, auch finanzielle Förderprogramme, Beratung und Unterstützung. Zum anderen aber bestimmt auch die Haltung. Würden wir in Bewerbungsgesprächen häufiger sagen: ‚Komm, das probieren wir aus, das wird gut klappen!‘ wäre viel gewonnen. Menschen ohne Behinderung finden zwei- bis dreimal leichter eine Stelle als Menschen mit Behinderung. Die höchste Barriere für Inklusion im Arbeitsmarkt sind noch immer die tiefgreifenden Vorurteile. 

Wie möchten Sie Ihr neues Amt für die Menschen mit Behinderung nutzen?

Als neuer VdK-Landesobmann möchte ich dazu beitragen, die Vorurteile weiter abzubauen. Gemeinsam mit den SBVlern hier im Land. Schritt für Schritt. Ich möchte als Landesobmann des Sozialverbands VdK meine starke Stimme politisch nutzen, damit echte Teilhabe im Arbeitsmarkt endlich gelingt.

Das Gespräch führte
Julia Nemetschek-Renz

Zur Person

Roger Hahn ist der neue Landesobmann der Schwerbehindertenvertrauensleute des Sozialverbandes VdK Baden-Württemberg e.V. Hauptberuflich ist Roger Hahn Hauptvertrauensperson der schwerbehinderten Menschen im Ministerium des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen des Landes Baden-Württemberg und Vorsitzender der AGSV BW.