Kategorie Wohnen Behinderung Barrierefreiheit Pflege

Wenn die eigenen vier Wände zur Barriere werden

Von: Rebecca Schwarz

Nach einem Unfall, einer Krankheit oder im Alter stellen viele Menschen plötzlich fest: Die eigene Wohnung ist kein sicherer Ort mehr – und im schlimmsten Fall auch gar nicht mehr erreichbar. Hindernisse, die bislang kaum auffielen, können nun zur täglichen Herausforderung werden: Zu enge Türen, eine hohe Badewanne, rutschige Böden. Doch wie erkennt man als Laie, was wirklich nötig – und möglich – ist? Und was ist eigentlich mit der Finanzierung? Genau hier setzt die ehrenamtliche VdK-Wohnberatung an.

Beispiel für ein barrierefreies Bad, die Dusche ist ohne Schwelle erreichbar, direkt nebe der Toilette ist ein Haltegriff, in der Dusche gibt es eine Sitzmöglichkeit. Das Waschbecken ist unterfahrbar.
Nicht immer sind große Eingriffe nötig – oft reichen gezielte Anpassungen, um die Selbstständigkeit in den eigenen vier Wänden zu erhalten: Zum Beispiel mit Haltegriffen im Bad. © iStock.com/domin_domin

Phillip Schäfer (Name von der Redaktion geändert) aus der Gemeinde Oberstenfeld lebt mit den Folgen einer spastischen Lähmung (ICP) nach einem Schlaganfall bei Geburt. Obwohl er mobil ist, ist er in seiner Beweglichkeit eingeschränkt und hat Pflegegrad 2. Schäfer wohnt in einem alten Haus von 1750. Dem Baujahr entsprechend, sind die Räume recht klein, die Decken niedrig und die Türen schmal. Nun möchte er das Haus so anpassen, dass er weiterhin sicher und möglichst selbstständig zu Hause leben kann. Deswegen wendet er sich an die Externer Link:VdK-Wohnberatung. Und Herbert Kurz kann ihm weiterhelfen: Er ist VdK-Wohnberater im Bezirk Nordwürttemberg, genauer gesagt im Raum Heilbronn. 

Tipps für den barrierefreien Wohnungsumbau von der VdK-Wohnberatung

Kurz führt zunächst ein ausführliches Gespräch mit Schäfer, um mehr über dessen Bedürfnisse und Wünsche zu erfahren. Schließlich besucht er ihn auch bei sich zu Hause. Denn nur so kann sich der Wohnberater ein vollständiges Bild der räumlichen Gegebenheiten machen. Er schaut sich alles genau an und macht sich danach an die Arbeit: In einem 20-seitigen Bericht gibt er Schäfer viele konkrete Empfehlungen.

Generell gilt beim barrierefreien Wohnungsumbau: Schon kleine Veränderungen können viel bewirken! So empfiehlt VdK-Wohnberater Herbert Kurz im Fall von Phillip Schäfer, die Eckbadewanne im Erdgeschoss durch eine normale Wanne zu ersetzen. Am besten mit Einstiegshilfe. Schäfer hätte dann mehr Platz im Bad und mehr Bewegungsfläche zur Verfügung. 

Auch die Verminderung von Schwellen und die Anpassung des Bodenbelags ist wichtig und kommt im Bericht immer wieder zur Sprache. Denn jede Schwelle ist eine kleine Stolperfalle – ebenso wie etwa Teppiche oder rutschige Böden. Kurz schlägt vor, im Obergeschoss eine bodengleiche Dusche mit Duschsitz einzubauen. Die Mischbatterie sollte seitlich angebracht werden und das Waschbecken unterfahrbar sein. Stützgriffe neben dem WC erhöhen ebenfalls die Sicherheit. 

Alle Vorschläge der Externer Link:VdK-Wohnberatung orientieren sich an den gültigen DIN-Normen für barrierefreies Bauen. Die VdK-Wohnberater legen dabei den Fokus auf machbare, alltagstaugliche Lösungen – nicht auf den Maximalumbau. Dabei agieren sie völlig unabhängig von Firmeninteressen. Darin liegt die Stärke der VdK-Wohnberatung.
 

Finanzielle Töpfe bei der Wohnraumanpassung

Ein weiteres großes Thema bei den Betroffenen ist immer auch die Finanzierung. Denn die Umbauten können je nach Wohnfläche und Bauart ganz schön ins Geld gehen. 

Vielen Betroffenen ist dabei gar nicht klar, dass staatliche Zuschüsse und Förderprogramme existieren – und dass diese meist noch vor Beginn der Umbauarbeiten beantragt werden müssen. Denn sonst kann es passieren, dass die Kosten nicht übernommen werden.

In dem Bericht an Herrn Schäfer erläutert Herbert Kurz daher auch, welche finanziellen Hilfen möglich sind. So zahlt zum Beispiel die Pflegekasse bis zu 4.000 Euro für sogenannte „wohnumfeldverbessernde Maßnahmen“ – wenn ein Pflegegrad vorliegt. 

Hilfsmittel wie Haltegriffe oder Duschsitze übernimmt häufig die Krankenkasse. Das muss jedoch auch immer vor der Anschaffung der jeweiligen Hilfsmittel geklärt werden. Darüber hinaus gibt es Programme der KfWkurz fürKreditanstalt für Wiederaufbau-Bank für altersgerechtes Umbauen sowie besondere Förderungen für Menschen mit Schwerbehinderung durch das Land Baden-Württemberg. Und auch die Möglichkeit, Handwerkerleistungen steuerlich geltend zu machen, erwähnt Kurz in seinem Bericht.

Schäfer hat nun einen transparenten Überblick über seine baulichen und finanziellen Möglichkeiten. Ob und in welchem Umfang er die empfohlenen Maßnahmen umsetzt, entscheidet er selbst.

Die Externer Link:VdK-Wohnberatung ersetzt keine Architektenleistung. Aber sie bietet eine erste Orientierung – in einer Zeit, in der sich Betroffene und Angehörige ohnehin schon mit vielen neuen Herausforderungen konfrontiert sehen. Dies kann eine große Entlastung sein.

Kontakt

Die Externer Link:VdK-Wohnberatung ist kostenlos, eine VdK-Mitgliedschaft ist jedoch Voraussetzung.

VdK-Wohnberatung
Bleichwiesenstr. 1/1
78315 Radolfzell 
Telefon: 07732 92 36-36
Fax: 07732 92 36-20
Externer Link:patienten-wohnberatung-bw@vdk.de 

DieExterner Link: VdK-Wohnberatung ist immer am Montag, Mittwoch und Donnerstag von 9 Uhr bis 12 Uhr erreichbar.