SBV-Konferenz 2022
„SBV erfolgreich gestalten!“ war das Motto der SBV-Konferenz am Mittwoch, 6. Juli. Über 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nutzten die Gelegenheit und besuchten die 19. Schulung der Schwerbehindertenvertretung des Sozialverbands VdK. Nach zwei Jahren Corona-Pause fand diese endlich wieder in Präsenz
Für die Schwerbehindertenvertretung ist das Jahr 2022 ein besonderes, denn es ist auch das Jahr der SBVkurz fürSchwerbehindertenvertretung-Wahlen. Daher lieferte diese SBVkurz fürSchwerbehindertenvertretung-Konferenz viele praktische Tipps und Hinweise für einen erfolgreichen Wahlkampf sowie natürlich für die Zeit danach. Moderatorin Kimsy von Reischach, die bereits die digitale SBVkurz fürSchwerbehindertenvertretung-Konferenz im vergangenen Jahr begleitet hatte, führte auch dieses Mal wieder als Moderatorin durch das Programm.
Die Begrüßung und thematische Einführung übernahm Joachim Steck, VdK-Landesobmann der Behinderten und stellvertretender Landesverbandsvorsitzender. Als notwendige Voraussetzung für Inklusion am Arbeitsmarkt hob er die Barrierefreiheit hervor. In den Bereichen Bau und Verkehr ist die Herstellung von Barrierefreiheit zumindest für die öffentliche Hand verpflichtend. Die Privatwirtschaft bleibt durch das 2015 in Kraft getretene Landesbehindertengleichstellungsgesetz jedoch unberührt – hier könnte die Inklusion am Arbeitsmarkt durch eine frühere Freistellung des SBVkurz fürSchwerbehindertenvertretung-Vertreters zum Beispiel ab 50 schwerbehinderten Personen realisiert werden.
Weitere von Steck erwähnten VdK-Forderungen fasste von Reischach sogleich prägnant zusammen:
- Die Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes
- Die Zuordnung der Landesbehindertenbeauftragten zum Staatsministerium
- Inklusion als Bedingung für Beschaffungen der öffentlichen Hand
Inklusion als Must-have einer modernen und menschlichen Gesellschaft
Zu Gast war auch Simone Fischer, Beauftragte der Landesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung. In ihrem Grußwort stellte sie heraus, dass in Baden-Württemberg Verbündete und Menschen vor Ort notwendig sind, um Inklusion zu leben. Die Schwerbehindertenvertretung übernimmt hier eine verantwortungsvolle Aufgabe und fungiert als Schnittstelle in den Betrieben und Unternehmen.
Fischer: „Eine der wichtigsten Säulen des Schwerbehindertenrechts ist die Beschäftigungspflicht für Unternehmen. Manche Firmen haben dies auch im Lichte des Fachkräftemangels erkannt. Doch genauso gut gibt es immer noch Unternehmen, die sich wegducken vor ihrer Verantwortung oder die Potenziale von Menschen mit Behinderungen für Ihr Unternehmen noch nicht erkannt haben.“
Diese Schnittstelle ist umso notwendiger, da sogar das Land Baden-Württemberg im Jahr 2020 eine Ausgleichsabgabe in Höhe von 2,6 Millionen Euro zahlen musste, da es die vorgegebene Beschäftigungsquote von 5 Prozent nicht erfüllt – eine kontinuierliche Abwärtsbewegung. So lag die Beschäftigtenquote beim Land Baden-Württemberg im Jahr 2020 nurnoch bei 4,24 Prozent. Auch das Staatsministerium erfüllt die gesetzlichen Vorgaben nicht, wie Roger Hahn, Vertrauensperson der Schwerbehindertenvertretung beim Regierungspräsidium Stuttgart, im darauffolgenden Podiumsgespräch hervorhob: „Der Ausblick für 2021 ist nicht gut“, stellte Hahn sogleich fest.
Das Land Baden-Württemberg wird seiner Verantwortung nicht gerecht
Aktueller Zahlen für 2021 liegen derzeit noch nicht vor. Doch es ist ein schlechtes Signal, wenn staatliche Behörden ihre eigenen Vorgaben nicht erfüllen und diese wiederum von privatwirtschaftlichen Unternehmen einfordern. Zudem weist Baden-Württemberg als eines der reichsten Bundesländer die schlechteste Beschäftigungsquote von Menschen mit Behinderung aller Bundesländer auf. Für die Zukunft wünscht sich Hahn weniger Hochglanzbroschüren und mehr Handeln – denn „das bringt den Leuten mehr!“.
In der Talkrunde war ebenfalls SAP vertreten: SBVkurz fürSchwerbehindertenvertretung-Vertrauensperson Silke Bender zeigte sich enttäuscht, da das IT-Unternehmen zwar versuche, die Beschäftigungsquote zu erfüllen, der Markt jedoch leer sei. Zumindest kämen kaum entsprechende Bewerbungen an. „Wir arbeiten daran. Die Barrierefreiheit ist überall gewährleistet und SAP unterstützt auch, wenn irgendetwas fehlt“, so Bender.
Referierende und Programm der SBV-Konferenz 2022
Moderation
VdK-Experte
Kontakt: Joachim Steck Sozialverband VdK Baden-Württemberg e.V., Landesobmann der Schwerbehinderten-Vertrauenspersonen
Grußwort
Kontakt: Simone Fischer Beauftragte der Landesregierung Baden-Württemberg für die Belange von Menschen mit Behinderung
Podiumsgespräch: „Typische Konfliktsituationen der SBV in Unternehmen und Behörden“
Vertrauenspersonen für Menschen mit Behinderung haben häufig mit Konfliktsituationen zu tun. Sei es, dass sie ihre (schwer-)behinderten KollegInnen bei Konflikten mit anderen MitarbeiterInnen unterstützen möchten oder gar der Verdacht auf Mobbing im Raum steht. Gleichzeitig geraten sie oft zwischen die Fronten zwischen ArbeitgeberIn und (schwer-) behindertem/r ArbeitnehmerIn und greifen deeskalierend und vermittelnd ein. Moderatorin Kimsy von Reischach geht im Gespräch mit den beiden Podiumsgästen typischen Konfliktsituationen auf die Spur; Die beiden erfahrenen SBVler zeigen erste Lösungsmöglichkeiten auf.
Aus der Podiumsdiskussion wurde sogleich deutlich, dass Kommunikation ein notwendiges Mittel für eine erfolgreiche Arbeit der Schwerbehindertenvertretung ist. Bender und Hahn empfehlen in jedem Fall, mit den betroffenen Personen zu reden, um die Ursache zu klären.
Bender: „Sind es persönliche Konflikte? Was genau passt nicht? Hier müssen auch mal die Manager befragt und verschiedene Stimmen gehört werden.“
Hahn attestierte vielen Führungskräften zudem eine Form von Hilflosigkeit aufgrund von Konflikt- und Verantwortungsscheue – auch ein zu spätes Eingreifen kann dazu führen, dass Menschen mit Behinderung nie richtig am Arbeitsplatz ankommen und schlussendlich als „Wanderpokal“ von Abteilung zu Abteilungwechseln.
„Doch was passiert, wenn die Meinungen zu festgefahren sind?“, wollte Kimsy von Reischach wissen. Wie hier Brücken gebaut werden können, erklärte Kommunikationstrainerin Kerstin Bannemerschult den Teilnehmenden der SBVkurz fürSchwerbehindertenvertretung-Konferenz mit ihrem Vortrag „Verstehen wir uns richtig?“.
Vortrag: „Verstehen wir uns richtig? – Bauen wir Brücken, denn es geht um mehr als nur um die Sache!“
Die Fakten liegen für alle sichtbar auf dem Tisch, das Ziel ist klar und doch beharren beide Seiten auf ihrem Standpunkt. Keiner bewegt sich auch nur einen Schritt auf den anderen zu. Mediatorin Kerstin Bannemerschult überlegt gemeinsam mit den Teilnehmenden, was es braucht, um über das Tal der Meinungsverschiedenheiten stabile Brücken zu bauen und um tragbare Lösungen zu finden, sich besser zu verstehen.
In der Mittagspause warteten rund 40 Aussteller im Foyer der Harmonie. Die Reha- und Gesundheitsmesse war wie immer ein beliebter Anlaufpunkt der Teilnehmenden, um nach dem Mittagessen die Zeit bis zum nächsten Vortrag zu überbrücken.
Frisch gestärkt holten sich Zuschauerinnen und Zuschauer im Anschluss Tipps von PR-Berater Wolfgang Nafroth. Aus seiner eigenen Arbeit hatte er einige Beispiele parat, um bei den diesjährigen SBVkurz fürSchwerbehindertenvertretung-Wahlen alle Kolleginnen und Kollegen zu erreichen – und diese auch noch als Multiplikatoren zu gewinnen. Für einen lustigen Ausklang sorgte schließlich noch Martin Fromme: Der Comedian, Buchautor, Moderator und Schauspieler sorgte mit seinem Programm „Glückliches Händchen“ für einige Lacher im Saal, ehe die SBVkurz fürSchwerbehindertenvertretung-Konferenz gegen 15.30 Uhr endete.
Vortrag: „Öffentlichkeitsarbeit: Damit alle über die SBV reden – und das mit Miniaufwand“
Fast ohne Geld-, Zeit-, Personalaufwand kann man ALLE KollegInnen erreichen – aber wie geht das? Um Schwarze Bretter (auch digital) machen sie einen Bogen. Flyer werden kaum gelesen. PR-Experte Wolfgang Nafroth schaut sich mit den Teilnehmenden Alternativen an, die unübersehbar sind, über die man/frau spricht, die man gerne weiterreicht und die sogar beim Erstellen Freude machen.