Kategorie Kreisverband Tauberbischofsheim

Sozialpolitische Statements beim VdK-Kreisverbandstag

Gäste am VdK Kreisverbandstag
VdK-Kreisverbandsvorsitzender Kurt Weiland (3. von links) und Stellvertreterin Lilo Jaksch (3. von rechts) mit den Ehrengästen (von links) Landrat Christoph Schauder, Bürgermeisterstellvertreterin Manuela Zahn, VdK-Bezirksverbandsgeschäftsführer Nordbaden Ronny Hübsch und Landtagsvizepräsident Professor Dr. Wolfgang Reinhart © Peter D.Wagner

Sozialpolitische Statements beim VdK-Kreisverbandstag Tauberbischofsheim in Edelfingen

Edelfingen / Main-Tauber-Kreis. „Wir dürfen nicht glauben, dass alles bleibt wie es war, sondern aufgrund kontinuierlicher Veränderungen müssen wir über neue Wege nachdenken“, appellierte der stellvertretende VdK-Landesverbandsvorsitzende Nordbaden Werner Raab beim VdK-Kreisverbandstag Tauberbischofsheim in Edelfingen. Es sei jedoch absolut inakzeptabel, wenn die medizinische Notfallversorgung gefährdet werde, meinte er in Hinblick auf die unsichere Zukunft des Wertheimer Krankenhauses. Hier müsse der VdK den Finger in die Wunde legen.

„Seit Beginn des Sozialstaates wird an der Zukunft des Rentensystems gearbeitet – jetzt kommen neue Vorschläge. Wer mit Geld zocken will, kann das tun, aber nicht mit den Geldern der Rentenkasse. Es stellt sich die Frage, wer die Zeche bezahlt, sollte es schiefgehen“, ereilte er Ideen zur Einführung einer „Aktienrente“ nach schwedischem Modell eine klare Absage. Der Bund gebe der Rentenversicherung nicht genügend Mittel zur Finanzierung für die Aufgaben, mit der sie beauftragt werde, kritisierte Raab.

„In keinem anderen europäischen Land ist die Beschäftigungsquote von Geflüchteten geringer als in Deutschland“, gab er zu bedenken. Diesbezüglich warf der stellvertretende Landesverbandsvorsitzende den zuständigen Behörden beispielsweise Arroganz bei der Anerkennung von ärztlichen Diplomen vor.

Als „Lagerfeuer der Gesellschaft“ bezeichnete Landtagsvizepräsident Wolfgang Reinhart wertschätzend den VdK. Die rund 2,2 Millionen Mitglieder bundesweit zeugten von der hohen Anerkennung des größten Sozialverbandes in Deutschland. Dies gelte ebenso für die beiden hiesigen Kreisverbände Tauberbischofsheim und Mergentheim, die zusammen über 10.000 Mitglieder verzeichnen können, womit sie in Relation zur Einwohnerzahl zu den mitgliederstärksten Kreisverbänden bundesweit zählen. Der VdK stehe sowohl für soziale Sicherheit, Solidarität, Gerechtigkeit und Gemeinschaft als auch für engagiertes Ehrenamt.

Mit der Erinnerung an die Ursprünge des Verbandes, nämlich überwiegend Kriege und Versehrte, schlug der Landtagsvizepräsident die Brücke zur Aktualität heutiger Zeit, in der Werte wie etwa Friede und Demokratie nicht mehr selbstverständlich seien. „Die größten Demonstrationen für Demokratie finden nicht nur auf den Marktplätzen statt, sondern ebenso in den Vereinen, Verbänden und sonstigen Institutionen wie etwa dem VdK“, gab er zu bedenken. „Mit Protektionismus, Nationalismus und Extremismus werden wir unsere Zukunft nicht gestalten können“, zeigte sich Reinhart überzeugt.

Landrat Christoph Schauder dankte im Namen des Kreistags und der Kreisverwaltung dem VdK für das große Engagement sowie die gute Zusammenarbeit, die aufgrund der zunehmend umfassenden Sozialgesetzgebung immer komplexer werde. „Diesen engen Draht werden wir pflegen und fortsetzen“, versicherte er. Er habe Verständnis für den Einsatz zum Erhalt des Wertheimer Krankenhauses und für die Urängste, dass bei dessen Schließung in Notfällen womöglich keine rasche medizinische Versorgung mehr gewährleistet sein würde.

„Mit ihrer Entscheidung, in die Rekommunalisierung des Krankenhauses einzusteigen, werden wir die Stadt Wertheim nicht im Regen stehen lassen. Wir können uns zwar nicht als Holding einbringen, werden jedoch das Haus mit unseren Strukturen unterstützen und attraktive Angebote offerieren“, bekräftigte Schauder. „Die Gespräche im Kreistag verlaufen konstruktiv und ohne ideologisches Gedankengut lösungsorientiert. Ich habe die Gewissheit, dass die finanzielle Unterstützung bei einer Rekommunalisierung von allen Fraktionen getragen wird“, berichtete der Landrat. Jetzt sei die Stadt Wertheim gefordert, Zahlen, Daten und Fakten vorzulegen, zum Beispiel, was die Schwesternschaft München als bisherige Trägergesellschaft der Rotkreuzklinik Wertheim noch beisteuere.

„Seit mehr als 70 Jahren steht der VdK für Unabhängigkeit, Solidarität und Stärke. In einer Welt, die oft von Unsicherheit und Ungleichheit geprägt ist, hat sich der Verband als eine Bastion der Unterstützung und des Zusammenhaltes erwiesen“, unterstrich Manuela Zahn in ihrem Grußwort, dass sie stellvertretend für Oberbürgermeister Udo Glatthaar überbrachte. Die 19 Ortsverbände seien Basis dieser Solidargemeinschaft, die unermüdlich darum kämpfe, soziale Rechte zu wahren, die Lebensqualität der Mitglieder zu verbessern und so für eine gerechtere Gesellschaft zu Gunsten aller einzutreten.

Die Neuwahlen beim diesjährigen VdK-Kreisverbandstag nannte die Bürgermeisterstellvertreterin als Gelegenheit, neue Ideen und Visionen einzubringen, um die Arbeit weiter zu stärken und die Mitglieder noch effektiver zu unterstützen. „Ich ermutige jeden von Ihnen sich aktiv zu beteiligen und Ihre Stimme zu nutzen, um die Zukunft des Verbandes mitzugestalten. Gemeinsam sind Sie stark, um weiterhin für eine gerechtere und solidarischere Gesellschaft zu kämpfen“, forderte Manuela Zahn auf.

Bericht: Peter D.Wagner