Kategorie Gesundheit

Schönheitsoperationen im Ausland

Preisgünstige Alternative oder zu hohes Risiko?

Schönheitsoperationen in Deutschland sind teuer. Kostengünstigere Möglichkeiten locken im Ausland: Oft versprechen seriös wirkende Seiten im Internet Operationen ohne Wartezeiten und zu günstigen Preisen – Schönheit all inclusive, zusammen mit einem tollen Hotelangebot. Marius M. überlegt, in Thailand seine Oberarme straffen zu lassen.

Mann in Badehose misst seinen Bauchumfang am Strand mit einem Schneidermassband
© iStock.com/IURII-KRASILNIKOV

Während der Pandemie nahm der 35-jährige Verwaltungsassistent Marius M. stark an Gewicht zu. Ständiges Sitzen im Homeoffice, ein geschlossenes Sportstudio, Alkohol am Abend zur Entspannung und falsche Ernährung über längere Zeit führten zu einer Gewichtszunahme von 20 Kilos. Im Sommer stellt er sich daher ein ehrgeiziges Trainingsprogramm zusammen: Mit vielen Schwimmbadbesuchen, regelmäßigem Inlineskaten und Radfahren sowie gezielter Diät verlor er wieder einige Kilos. 

Inzwischen ist M. mit seinem Gewicht wieder zufrieden, fühlt sich jedoch mit seinen Oberarmen nicht mehr wohl. Sein Bindegewebe hat gelitten. Der Hautüberschuss trägt zu einem erschlafften Hautbild bei. Gerne hätte er wieder feste Oberarme wie früher. Daher fragt er bei der VdK Patienten- und Wohnberatung nach, ob eine Behandlung im Ausland wirklich günstiger ist – und erkundigt sich auch nach Risiken und Probleme, die es geben könnte. Denn M. überlegt, nach seinem geplanten Thailand-Urlaub dort sogleich seine Oberarme straffen zu lassen.

Oberarmstraffung – Das Verfahren

VdK-Patientenberaterin Greta Schuler recherchiert: Eine Oberarmstraffung wird im Rahmen einer Operation, entweder mit Vollnarkose oder mit Dämmerschlaf, durchgeführt. In der Regel dauert sie mehr als ein bis eineinhalb Stunden. Zuerst wird Fett abgesaugt und dann wird der verbleibende „leere Hautmantel“ entfernt. „Danach braucht es einen ordentlichen Wundverschluss, ein Verband muss angelegt und unterstützende Kompressionskleidung getragen werden. Einige Wochen Schonung sind auch einzuplanen“, so Schuler.

Mögliche Probleme im Ausland

Die Patientenberaterin verweist auf die generelle Problematik von Schönheitsoperation im Ausland: „Wir können vorab viel zu wenig verlässliche Kriterien abfragen. Um in Deutschland einen guten Operateur zu finden, sollte man nach einem Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie suchen. Diese Fachärzte absolvieren hierzulande eine mehrjährige Fachausbildung, die Ausstattung von Kliniken und Praxen unterliegen strengen Vorschriften“, verdeutlicht Greta Schuler und ergänzt: „In Thailand kann das ganz anders sein.“

  • Berufsbezeichnungen können nicht überprüft werden
  • Zusätzlich kommt noch das Sprachproblem hinzu
  • Übersetzungen der Patienteninformationen und Verträge ins Deutsche sind oft unvollständig und unverständlich
  • Unterlagen, die vor Ort unterzeichnet werden müssen, sind eventuell auf Thai oder auf Englisch

Marius M. ist sich nicht sicher, ob sein Englisch dazu ausreichen wird.

Kriterien für eine Operation

Weitere wichtige Punkte sollten – neben der Qualifikation des Arztes und der Ausstattung der Klinik – die Möglichkeit der sprachlichen Verständigung, eine angemessene Nachsorge und eine qualifizierte Anästhesie sein. „Nach einer Oberarmstraffung dauert es einige Zeit bis die Wunde verheilt ist, und es dauert Wochen, bis man wieder Sport treiben darf“, klärt Schuler auf.

Marius M. war nicht bewusst, wie groß und umfangreich dieser Eingriff ist, und welche Risiken Schönheitsoperationen, im Übrigen auch notwendige medizinische Eingriffe, haben können. Schwerpunkt seiner Thailandreise soll eigentlich das Tauchen sein! Nach der Beratung wird ihm klar, dass nach einer Oberarmstraffung Ruhe für die Genesung angesagt ist. Außerdem kann er keine Informationen finden, wann er wieder flugtauglich sein wird und wie es um die medizinische Nachsorge dort bestellt ist.

Medizinische Nachsorge

„Sollten Sie Nachsorge in Ihrem Heimatort brauchen, werden Sie diese Kosten selbst tragen müssen“, gibt Schuler zu bedenken und sagt zu Marius M.: „Auch sollte im Vorfeld klar sein, wer Ansprechpartner ist, wenn bei der OPkurz fürOperation etwas nicht zufriedenstellend abläuft.“ Zugleich gibt sie ihm den Tipp: „Sprechen Sie doch Ihren Hausarzt auf Ihre Pläne und Probleme an und besorgen Sie sich beispielsweise bei medizinischen Fachgesellschaften Informationen über diesen Eingriff. Schauen Sie auch, ob Ihre Krankenkasse Informationen zur Verfügung stellt und überlegen Sie dann in aller Ruhe.“ Abschließend hat die Patientenberaterin diesen wichtigen Rat: „Entscheiden Sie sich gegen eine OPkurz fürOperation im Ausland, wenn sie Zweifel an der Qualifikation der Ärzte oder der Ausstattung der Klinik haben, und wenn die Nachsorge nicht geregelt ist.“