Kategorie Gesundheit

Helfen Selbsttests aus dem Internet weiter?

Von: B. Bühler

Du fühlst dich unwohl in deinem Körper? Egal ob Blähbauch oder Müdigkeit, Verdauungsprobleme, Kopfschmerz, schlechte Haut oder Konzentrationsschwierigkeiten –bestimmt liegt eine Unverträglichkeit oder ein Mangel vor! So suggeriert es zumindest die Werbung im Internet. Was die Selbsttests wirklich bringen, erklärt die VdK-Patientenberatung.

Frau, die an Laktose-Intoleranz leidet
© iStock.com/AntonioGuillem

Von regelmäßigen Bauchschmerzen und Blähungen nach dem Essen, von Durchfälle, Hautjucken und mehr kann auch Renata F. ein Lied singen. Sie ist verunsichert. Frau F. weiß nicht mehr, was sie essen kann und soll, fühlt sich schwach und ratlos. Sie traut sich auch nicht mehr, mit Kolleginnen Mittagessen oder mit Freunden zum Apero zu gehen. Ihre Symptome sind ihr unangenehm, peinlich.

Nun hat sie ihre Symptome mal im Internet „gegoogelt.“ Seither kann sich Renata F. vor Werbung für Bluttests nicht mehr retten. Mit einem kleinen Piks, so die bunte Werbung, könne festgestellt werden, woher all die Beschwerden kommen. „Ganz billig ist das nicht, aber das sollten uns unsere Gesundheit und ein beschwerdefreier Darm doch wert sein“, denkt das VdK-Mitglied und kommt sogleich ins Zweifeln.

Denn: Auf den gleichen Seiten werden auch Nahrungsergänzungsmittel und Vitaminpräparate angeboten. „Diese Bluttests, die Nahrungsmittelintoleranzen mit nur einem Blutstropfen und nebenbei ganz ohne Wartezeit beim Arzt versprechen – sind die wirklich sinnvoll für mich? Oder sollte ich beim Hautarzt mal einen Allergietest machen lassen?“, fragt sich das verunsicherte Mitglied.

Greta Schuler, Patientenberaterin bei der VdK Patienten- und Wohnberatung Baden-Württemberg in Stuttgart, kennt solche Fragen:

  • „Tests auf Nahrungsmittelunverträglichkeit im Internet bestellen – sinnvoll und einfach oder Geldmacherei?“
  •  „Welcher Test eignet sich bei Nahrungsmittelintoleranz?“
  •  „Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfälle – Hilft mir ein Test aus dem Internet weiter?“ 

Die Antworten der VdK-Patientenberatung: Es ist wenig sinnvoll, einen Test im Netz zu bestellen! Zum einen halten die meisten dieser Tests einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht stand, zum anderen können durch fehlerhafte Anwendung oder verzögerten Transport Ergebnisse verfälscht werden. Im persönlichen Gespräch mit Renata F. in der Stuttgarter Beratungsstelle erklärt sie: „Sprechen Sie Ihre Hausärztin an, und klären Sie das weitere Vorgehen ab.“

Bei einer Intoleranz oder Unverträglichkeit sei das körpereigene Abwehrsystem nicht beteiligt. Es komme dabei zu keiner immunologischen Reaktion. Also wird ein Allergietest nichts ergeben.

Ernährungstagebuch führen

Im Falle der Intoleranz oder Unverträglichkeit hat der Körper nicht genug von bestimmten Enzymen oder Transportproteinen, um bestimmte Bestandteile der Nahrung, wie beispielsweise Laktose, Fruktose und Histamin abzubauen oder in den Körper aufzunehmen. Viele Ursachen dieser Beschwerden liegen im Darm.

In den meisten Fällen ist ein Ernährungstagebuch der erste Schritt, um der Ursache dieser Beschwerden näher zu kommen. Das ist leider ein bisschen aufwendig, aber es lohnt sich wirklich: Mindestens zwei Wochen sollte genau notiert werden, was gegessen wurde sowie ob und wann danach welche Beschwerden aufgetreten sind.

„Bitte notieren Sie jede Nuss, jedes Gummibärchen, jeden Kaffee, jeden Bestandteil im Salat“, rät die VdK-Patientenberatung. Denn so kommt man den „Übeltätern“ auf die Schliche! Außerdem sollten diese Notizen mit dem Arzt oder der Ärztin besprochen werden. Schließlich stehe das Ernährungstagebuch oft am Anfang einer Diagnosekette.

Anschließend werde Arzt oder Ärztin – wenn nötig – wissenschaftlich anerkannte Tests, zum Beispiel auf Fruktose veranlassen. Das persönliche Gespräch fehlt bei den Tests aus den Internet. Das Ergebnis kann für große Verunsicherung sorgen – kann unter Umständen auch falsch sein und zu weitreichenden Konsequenzen führen kann. 

Greta Schuler. „Im besten Fall kriege ich vom Labor nur ein paar unsinnige Ernährungsempfehlungen. Im schlimmsten Fall kriege ich ein falsches Ergebnis. Das wiegt mich entweder in falscher Sicherheit, weil ich die befürchtete Allergie oder Intoleranz offenbar doch nicht habe. Oder ich kriege eine Unverträglichkeit diagnostiziert, die ich vielleicht gar nicht habe, die mich aber beim Essen unnötig einschränkt und erheblichen Stress mitbringt.“

Nach einem Gespräch mit dem eigenen Hausarzt sollte man einen Termin bei einer qualifizierten Ernährungsberatung wahrnehmen. Die Krankenkasse ist hier Ansprechpartnerin für die Kostenübernahme und für Adressen. Dann könne in Ruhe besprochen werden, welche Nahrungsmittel besser weggelassen werden und wie man sich weiterhin ausgeglichen ernähren könne – ohne Mangelerscheinungen zu bekommen.

VdK-Tipp

Auf den wissenschaftlich gesicherten Internetseiten des VdK-Kooperationspartners IQWIG (Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen) gibt es Informationen rund um die Thematik Nahrungsergänzungsmittel und Nahrungsmittelintoleranzen: Externer Link:www.gesundheitsinformation.de

Im Externer Link:VdK-Podcast „Reingehört“ geht die VdK-Patientenberatung in der Episode „Essen ohne Sorgen – Nahrungsmittelunverträglichkeiten und -allergien verstehen“ näher auf dieses Thema ein.