Mein Tagebuch: Unser bezaubernder VdK-4-Tagesausflug ins Erzgebirge
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1. Tag in Marienberg
Liebes Tagebuch, heute teile ich dich mit allen, die Gefallen daran haben, unseren VdK-4-Tagesausflug ins Erzgebirge mit zu erleben und die neugierig sind, unsere kleinen Geheimnisse, die ich dir anvertraut habe, zu erfahren. Liebe Leserin, lieber Leser ich lade Sie herzlich ein, in meinem Tagebuch zu blättern und uns in Gedanken zu begleiten. Am frühen Morgen machen sich 47 fröhliche VdK-Mitglieder und Freunde auf den Weg ins schöne Erzgebirge. Unsere kommissarische Vorsitzende Inge Just begrüßt uns in ihrer liebenswürdigen Art. Und macht uns erwartungsvoll. Die Stimmung im komfortablen Reisebus ist super, während wir die Autobahn entlangfahren. Unsere erste Etappe in Muhr am See führt uns ins Café Herzog, wo wir eine leckere Frühstückspause einlegen, die keinen Wunsch unerfüllt lässt. Über Nürnberg, Bayreuth und Hof geht es via Plauen weiter, bis wir schließlich in Stollberg und danach in der charmanten Bergstadt Marienberg ankommen. Es gibt wohl kaum einen besseren Weg, eine Stadt zu erkunden als in der Gesellschaft einer leidenschaftlichen Reiseführerin wie Renate aus dem Erzgebirge sie ist. Sie liebt ihre Heimat und lässt uns aber auch spüren, wie sehr ihr unser Wohl am Herzen liegt: „Nicht bei roter Ampel über die Straße gehen!“ Sie erzählt über die Geschichte der Stadt, die von einem Baumeister aus Calw geplant worden war und wegen ihrer Silberfunde gegründet wurde. Wir erleben eine Reise von der Vergangenheit in die Gegenwart einer lebendigen Stadt, in der neben mittelständischen Unternehmen, die Dienstleistungsbranche, die Landwirtschaft und die Erzgebirgskaserne der „Marienberger Jäger“ wichtige Wirtschaftsfaktoren sind. Seit 1561 war Marienberg von einer wehrhaften zwei Meter starken Stadtmauer mit fünf Stadttoren umgeben. Davon sind etwa 50 Meter am quadratischen Zschopauer Tor erhalten geblieben. Wir verweilen entspannt auf dem großen Markplatz mit dem Denkmal des Stadtgründers Herzog Heinrich der Fromme. Die vielen historischen Bürgerhäuser sind beeindruckend und laden uns zu weiteren Erkundungen ein. Die jüngste spätgotische Hallenkirche Sachsens St. Marien ist nach der Wende beeindruckend restauriert worden und begeistert uns ebenso wie das Lindenhäuschen. So genannt, weil einst zwei mächtige Linden zu seinen Seiten standen. Dieses älteste Wohnhaus ist ein Zeugnis einfacher bergbaulicher Wohnkultur und stammt aus dem Jahre 1541.
Im Herzen der Stadt checken wir in unser Hotel „Weißes Roß“ ein und lassen uns am Abend von dessen Köche mit einem köstlichen 4-Gänge-Menü verwöhnen. Liebes Tagebuch, wir sind gespannt, womit uns der Tag morgen überraschen wird und gehen wir mit einem erzgebirgischen „Glück auf!“ zu Bett.
2. Tag im mittleren Erzgebirge
Malerisch am Kamm des mittleren Erzgebirges eingebettet im Talkessel liegt Seiffen. Auf der Fahrt dahin erzählt uns Renate von Traditionen und Bräuchen der Region als wäre jeder Brauch ein wertvoller Schatz, den es zu bewahren gilt. „Nehmt unbedingt eine Falls-Tasche mit.“ Empfiehlt uns die erfahrene Reiseleiterin. “Falls ihr einkaufen wollt.“ Natürlich tut man gut daran, ihren Ratschlägen zu folgen, denn die kleinen Geschäfte in Seiffen haben so viel zu bieten. Das Spielzeugdörfchen fordert uns zum schwärmerischen Verweilen auf. In über 30 Kunstgewerbegeschäften und Handwerksbetrieben wirbeln Holzspäne, schnurren Drechselbänke, werden Nussknacker, Räuchermännchen, Schwibbögen und Pyramiden mit erstaunlicher Fingerfertigkeit detailgetreu zum Leben erweckt. Wir besichtigen eine Werkstatt. Es fällt uns sehr schwer, der Versuchung zu widerstehen, mehr als ein Stück dieser einzigartigen Holzkunst zu erwerben. Obwohl, wenn ich mir das genau überlege, Oskar Wilde sagt: „Versuchungen sollte man nachgeben, wer weiß, wann sie wiederkommen.“ Und so ich kaufe einen wundervollen Engel. Ein Blick in das bezaubernde Rundkirchlein in Seiffen zeigt uns, wo sich Inspiration für die Frauenkirche in Dresden fand.
Gewiss wäre es eine Reise im Dezember wert, um bei einer typisch erzgebirgischen Weihnacht mit geschmückten Verkaufsständen, traditioneller Holzkunst, mit Essen wie von Omas Herd, Wichteln und stimmungsvoller Adventsmusik dabei zu sein.
Am Nachmittag erwartet uns das Nussknackermuseum in Neuhausen. Hier begeben wir uns auf Entdeckungstour durch die Welt der Nussknacker. Ein gigantischer funktionierender Nussknacker mit über 10 Meter Höhe ist das Highlight neben der weltgrößten Spieldose, die jede volle Stunde die Nussknacker-Suite von Peter Tschaikowsky erklingen lässt. Auf dem Rückweg verwöhnen wir unseren Gaumen in einer Likör- & Destillationsfabrik mit edlen Geistern wie Kräuterschnäpse, Fruchtliköre bis hin zum Ebereschengeist. Ein Genuss für alle Sinne. Der Abend endet wieder mit einem schmackhaften 4-Gänge-Menü und der Vorfreude - die bekanntlich die schönste Freude ist - auf den nächsten Tag. Ihre Liebe zur Heimat und ihre Herzenswärme machen es Renate leicht, dass wir uns rundum wohlfühlen.
3. Tag: Panoramafahrt durch das Erzgebirge
Ein gutes Frühstück ist der beste Start in einen neuen Tag. Sich mit Freunden an den gedeckten Tisch zu setzen, ein köstliches Frühstück mit dem Besten aus der Region zu genießen, da frag ich euch, was wollen wir mehr? Guten Appetit! Das Leben hat Fantasie. Also lassen wir uns überraschen von einer Panoramafahrt durch das Erzgebirge, vorbei an Wolkenstein in die wunderschöne Stadt Annaberg-Buchholz. Reiche Silberfunde führten 1496 zur Gründung der „Newen Stat bey dem Schreckenberge“. Die beeindruckende St. Annenkirche, ein Meisterwerk spätgotischer Baukunst, thront über den Dächern der Stadt. Einer Perlenkette gleich reihen sich in den geschäftigen Gassen prachtvolle Bürgerhäuser, kleine Geschäfte und hübsche Boutiquen. Wir finden Vergangenes und Gegenwärtiges in trauter Zusammengehörigkeit nebeneinander. Einfach treiben lassen. Die historische Altstadt ist UNESCO-Welterbe. Wir sind begeistert! Untrennbar mit der Geschichte verbunden ist Adam Ries, der als Rechenmeister in der aufstrebenden Stadt arbeitete. Was haben wir für ein Glück, dass unsere Inge Just keinen Sprachkurs „Arzgebirgsch fier Afänger“ (Erzgebirgisch für Anfänger) für uns gebucht hat. Dann doch lieber ein wenig rechnen nach Adam Ries(e). Er meinte, Kaufleute und Handwerker würden der schwer arbeitenden armen Bevölkerung das Geld aus der Tasche ziehen und sie betrügen. Um das zu verhindern, wollte Ries, dass möglichst jeder Mensch die vier Grundrechenarten beherrschen sollte. Besonders spannend sind Renates Anekdoten während unserer Busfahrt über das Leben in der DDR. Mit einem Hauch von Ironie schildert sie wie ihre Familie damals Urlaub im Erzgebirge gemacht hat. Die Art, wie Renate über ihren Alltag in der DDR erzählt, zeigt uns, wie die Lebensverhältnisse damals waren. Oft schmunzeln wir über ihre Schilderungen, und ihr trockener Humor macht die Informationen lebendig. Man merkt, dass sie nicht nur tiefes Wissen hat, sondern sie versteht es auch, uns zu fesseln. Mit Sehnsucht nach alten Zeiten begeben wir uns mit der Fichtelbergbahn auf eine Reise durch Historie und Technik. Wir fahren mit der Dampflok auf betagten Gleisen durch das obere Erzgebirge. Liebes Tagebuch, keine Sorge, wir sind selbstverständlich gut versorgt mit einem Glas Sekt und singen fröhliche Lieder! Die Streckenöffnung war 1897. Der Schienenweg wird gesäumt von dichten Fichtenwäldern. Die Dampflok hat nun ihr beschwerlichstes Stück vor sich. Sie schnauft mit Volldampf hinauf. In der höchstgelegenen Stadt Deutschlands Oberwiesenthal machen wir eine kleine Rundfahrt durch den bekannten Wintersportort. Bei Kaffee und Kuchen im Hotel des erfolgreichen Skispringers Jens Weißflog sitzen wir gemütlich zusammen. Jens Weißflog überrascht uns, in dem er jeden Tisch persönlich begrüßt. Zum Tagesabschluss besuchen wir das älteste Schmiedemuseum den „Frohnauer Hammer“ und dürfen die alte Technik der Schmiedekunst in Aktion erleben. Der riesige Eisenhammer lässt den Boden unter unseren Füßen vibrieren. Den Abend rundet ein köstliches Erzgebirgs-Buffet ab. Es ist Zeit für eine gesellige Runde. Eine erzgebirgische Tradition der Hutzenabend, dr Hutzenobnd, beginnt. Ein Vorteil des Hutzenabends früher: In den kälteren Monaten machte man sich den Spareffekt zu Eigen. Statt mehrere Räume zu heizen, traf man sich in einem Wohnzimmer. Heute im Hotel sorgt ein Alleinunterhalter für musikalische Stimmung. Er hat die Gitarre geschultert und singt Lieder aus dem Erzgebirge, bringt uns Texte bei und wir singen mit. So wird aus einer Gruppe von Zuschauern eine fröhliche Singgemeinschaft. Natürlich erzählt er auch Geschichten. Manche davon witzig, bei manchen geht es nicht lammfromm zu! Wir genießen den Abend und lassen dabei unsere Erlebnisse Revue passieren. Egal, ob wir singen, Geschichten erzählen oder einfach nur bei einem Glas zusammensitzen – das Wichtigste ist, dass wir es gemeinsam tun. Es geht uns einfach gut.
4. Tag in Freiberg
Nach dem Frühstück besuchen wir die Universitäts-, Berghaupt-, Orgel- und Silberstadt Freiberg. Freiberg in Sachsen ist Partner der Kulturhauptstadt Chemnitz 2025. Die Silberstadt punktet mit Kultur von Weltrang, mittelalterlichem Altstadtflair, glänzender Geschichte und erzgebirgischen Weihnachtstraditionen. Ein Höhepunkt ist der St. Mariendom. Gegen Ende des 12.Jahrhunderts wurde die Marienkirche errichtet. Papst Sixtus IV. erhob sie 1480 zum Dom, der seit 1537 ein evangelisch-lutherisches Gotteshaus ist. Der Name „Sankt Marien“ ist geblieben. Täglich kann man den Dom besuchen zum Singen, Staunen, Stille-sein! Er ist berühmt für die beiden Silbermannorgeln. Viele Gäste wie auch wir werden davon angezogen. Aber der Dom ist kein Museum und manche staunen, weil sie ihn während eines Gottesdienstes nicht besichtigen können. Gotteslob hat Vorrang! Wir haben das Privileg und dürfen die himmlischen Klänge der Silbermannorgel hören, die Fantasie in G-Dur von Johann Sebastian Bach. Echte Gänsehautmomente. Brr….Nach der Gelegenheit zu einem Spaziergang durch die malerische Altstadt mit ihren über 500 denkmalgeschützten Objekten treten wir die Heimreise an. Unser Busfahrer Ricky macht spontan einen kleinen Umweg, um uns an einen historischen Ort -nach Mödlareuth- zu führen. Hier verlief 40 Jahre lang die innerdeutsche Grenze mitten durch das Dorf, mitten durch Familien. Das macht uns betroffen. Der Stopp ist aber auch die perfekte Gelegenheit, die letzten Reste unserer Verpflegung zu vertilgen. Zurück im Bus holt Hans Pappert, unser talentierter Musiker, sein Gerät – das Akkordeon - hervor. Die ersten Töne entführen uns in die Welt der Volkslieder. Wir singen lautstark mit. Irgendwann wird die Müdigkeit jedoch überwältigend und einige, darunter auch ich, schlafen ein. Liebes Tagesbuch, erfüllt von schönen Erinnerungen, voller neuer Eindrücke, Freundschaften und einem starken Gemeinschaftsgefühl kommen wir sicher zu Hause an. Es lohnt immer, sich für das Besondere Zeit zu nehmen. Unsere Erlebnisse bei dem VdK-4-Tages-Ausflug ins Erzgebirge sind ein unvergessliches Beispiel dafür. Ladi Toth wird allen, die Spaß daran haben, am 17.September 2025 beim Kaffee – und Informationsnachmittag des VdK bei Georg Fotos von unserer Reise präsentieren. Einfach vorbeikommen.
Gaby Sassie
Schriftführerin