Sozialverband VdK Ortsverband Weilheim/Teck zeigt Chancen und Hürden für eine barrierefreie Stadt

Baden-Württemberg, 14. August 2025 – Strahlender Sonnenschein, gute Stimmung und ein wichtiges Thema: Im Rahmen seiner Sommertour besuchte Manfred Lucha, Minister für Soziales, Gesundheit und Integration des Landes Baden-Württemberg (Grüne), die Stadt Weilheim/Teck, um sich ein Bild vom Stand der Barrierefreiheit zu machen.
Eingeladen hatte der Vorsitzende Jürgen Heiner gemeinsam mit dem Vorstand des VdK-Ortsverbands Weilheim/Teck. Vor dem Rathaus trafen der Landesminister, der gesamte Ortsverbands-Vorstand, Gemeinderat Rainer Bauer – der die Urlaubsvertretung von Bürgermeister Johannes Züfle übernahm –, die Beauftragte der Landesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung, Nora Welsch, sowie die CDUkurz fürChristlich Demokratische Union-Landtagsabgeordnete Natalie Pfau-Weller. Ebenso schlossen sich der Vorsitzende des VdK Kreisverbandes Nürtingen, Klaus Maschek und die Ehrenamtsbeauftragte des Kreisverbandes Nürtingen, Waltraud Witt der Gruppe an.
Nach der Begrüßung startete die vom VdK-Ortsverband vorbereitete Tour durch das Städtle. Schon auf dem Weg zum Café Wesley’s wurde deutlich, welche Hindernisse Rollstuhlfahrende und Menschen mit Rollatoren im Alltag überwinden müssen. Das unebene Pflaster mit brüchigen Porphyrsteinen erfordert viel Kraft und birgt eine erhebliche Sturzgefahr. „Die Stadt hat deshalb begonnen, die alten Quader nach und nach durch Granit auszutauschen“, erklärte Gemeinderat Rainer Bauer. „Das geht allerdings nicht von heute auf morgen – wir sanieren Abschnitt für Abschnitt.“
Am Café angekommen, zeigte sich ein weiteres Problem: Eine einzelne Stufe versperrt den Zugang ins Innere. Als eines der wenigen Lokale, Einzelhandelsgeschäfte und Orte des öffentlichen Lebens in Weilheim verfügt das Café deshalb über eine mobile Rampe, die auf Zuruf bereitgestellt wird. „Immerhin gibt es hier eine Rampe“, so Nora Welsch, die selbst auf den Rollstuhl angewiesen ist. „Doch für echte Teilhabe muss Barrierefreiheit von Anfang an mitgedacht werden – nicht erst im Nachhinein.“
Weitere Stationen der Barriere-Tour
Im Verlauf des Rundgangs machte die Gruppe Halt an weiteren Orten, die beispielhaft bereits barrierefrei umgebaut wurden oder noch vor Herausforderungen stehen:
So zählen das modernisierte Rathaus, die kürzlich neugestaltete Brücke zum Spielplatz Kohlesbach sowie die barrierefreie Bushaltestelle am Marktplatz zu positiven Beispielen gelungener Teilhabe am öffentlichen Leben.
Staatliche Gebäude und Einrichtungen wie Rathäuser oder Bushaltestellen müssen per Gesetz barrierefrei gestaltet werden. Anders verhält es sich bei privaten Einrichtungen: Seit 2015 gilt zwar die Verpflichtung, Neu- und Umbauten barrierefrei zu realisieren. „Wer jedoch nachweisen kann, dass die Kosten unverhältnismäßig hoch sind, kann eine Befreiung beantragen“, erklärte Minister Lucha. Dieses Schlupfloch sei ihm ein besonderes Anliegen. Eine schnelle Lösung zeichne sich jedoch nicht ab – zu deutlich sei der Widerstand der Bauwirtschaft, die weniger statt mehr Vorgaben fordere, um kostengünstiger bauen zu können. „Ich bin überzeugt, dass nicht jede Kleinigkeit gesetzlich geregelt werden muss. Bestimmte Standards sollten selbstverständlich sein“, betonte der Minister. Zugleich mahnte er, Barrierefreiheit dürfe in der Diskussion um bezahlbares Bauen nicht nur als zusätzlicher Kostenfaktor gesehen werden. Schließlich betreffe sie jeden Menschen im Laufe seines Lebens.
Der Landesminister hörte aufmerksam zu, stellte Fragen und sagte Unterstützung zu: „Barrierefreiheit ist kein Luxus, sondern eine Grundvoraussetzung für gleichberechtigte Teilhabe. Bund, Land und Kommunen müssen hier gemeinsam anpacken.“
Signal für die Zukunft
Der Vorsitzende des VdK-Ortsverbands zeigte sich zufrieden mit dem Termin: „Wir wollten sichtbar machen, was bereits erreicht wurde, wo wir nachbessern müssen und wo wir politische Rückendeckung brauchen. Es geht nicht nur um Menschen mit Behinderung – Barrierefreiheit kommt allen zugute, vom Kleinkind bis zur Seniorin.“
Am Ende des Besuchs stand fest: Vieles ist bereits geschafft, doch der Weg zur wirklich barrierefreien Stadt ist noch lang. Mit dem politischen Rückenwind, den dieser Tag versprach, blickt der Sozialverband optimistisch in die Zukunft.