Gesundheitstag 5. Juli 2025

"Solidarität ist unverhandelbar"
Bericht über den VdK-Gesundheitstag vom 5. Juli 2025
Wenn sich 1800 VdK-Mitglieder im Hegelsaal der Stuttgarter Liederhalle treffen, dann belegt dies zweierlei: Der VdK Baden-Württemberg ist so stark wie nie zuvor und er wächst immer weiter, weil der Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit in unserem Land noch lange nicht zu Ende ist. Und dieses großartige Event ist Ausdruck des vielfältigen Engagements unserer ehrenamtlich tätigen Mitglieder und damit ein großartiges Zeichen der Solidarität.
Erwähnenswert gleich zu Beginn: Die stärkste anwesende Gruppe kam aus dem VdK Kreisverband Ulm, angereist mit drei Bussen. Dafür herzlichen Dank.
Zwei Themen bestimmten den Tagungsverlauf: Der Vormittag war geprägt von Solidarität, die für den VdK nicht verhandelbar ist und am Nachmittag stand die grassierende Einsamkeit der Menschen im Fokus, von der schätzungsweise 10 Prozent der Bevölkerung in Deutschland betroffen sind.
"Solidarität ist unverhandelbar" bedeutet für den VdK im Ländle, dass es nicht sein kann, dass sich bestimmte Bevölkerungsgruppen aus dem Solidarsystem verabschieden und nur gesetzlich Krankenversicherte oder Menschen in der gesetzlichen Rentenversicherung die Zeche zahlen und deren Mitgliedsbeiträge steigen. Sowohl Hans-Josef Hotz und Werner Raab vom Landesvorstand, als auch der neue Landesgeschäftsführer Ronny Hübsch betonten, dass es nur eine Lösung gebe: Erstens ein einheitliches, solidarisches Krankenkassensystem, ohne Trennung in gesetzlich und privat, und ein einheitliches, solidarisches Rentensystem. Das bedeutet, dass alle in die Krankenkasse einzahlen und alle in die Rentenversicherung, natürlich auch Beamte, Abgeordnete, Selbstständige, Soldaten und viele mehr. Und wenn alle in die Krankenkasse einzahlen, würde dann auch automatisch in die Pflegeversicherung einbezahlt und dadurch könnte laut einer Studie die Pflegeversicherung zu einer Vollversicherung ausgebaut werden können und niemand müsste in Baden-Württemberg für eine Pflegeheimplatz im Schnitt 3200 Euro zuzahlen.
Ebenso sei wichtig, die gesetzlichen Sozialsysteme von versicherungsfremden Leistungen zu befreien, wie der Reform der Krankenhäuser, Sonderausgaben während der Coronazeit, Mütterrente, Krankenkassenleistungen für Bürgergeldempfänger, oder Renten im sogenannten Beitrittsgebiet (DDR). Diese Aufgaben seien eine gesamtstaatliche Aufgabe und somit aus Steuermitteln zu finanzieren, betonte der Landesvorstand.
Andreas Schwarz von der Deutschen Rentenversicherung konnte erklären, warum sich im Bereich Sozialsysteme so wenig tut: "Die, die darüber entscheiden, die Abgeordneten, sind gar nicht Teil der gesetzlichen Sozialsysteme und damit von deren negativen Entwicklung gar nicht betroffen". Er bekam dafür besonders viel Applaus aus dem Publikum.
Der VdK Landesvorstand betonte, dass er sich massiv für eine Veränderung der Sozialsysteme einsetzen werde. Und man sei überzeugt, von der Politik auch gehört zu werden, schließlich habe man mit rund 270 000 Mitgliedern im Land auch entsprechendes Ansehen und Macht und seit über 75 Jahren auch die dazu gehörende Kompetenz. Der VdK ist der größte und älteste Sozialverband Deutschlands. Allerdings müsse man dicke Bretter bohren und einen langen Atem haben. Beide Fähigkeiten seien vorhanden.
Am Nachmittag wurde deutlich, wie einschneidend für viele Menschen das Gefühl der Einsamkeit ist. Wobei es dabei keinswegs um gewolltes Alleinsein geht, sondern vielmehr um sowohl intrinsische Erlebnisse, als auch Ereignisse von außen, die Menschen aus der Bahn werfen. Arbeitslosigkeit, der Verlust eines Partners oder beginnende Demenz können der Einstieg in die Endloschleife der Einsamkeit sein. Es kommt einem Gefühl der Ohnmacht und Lähmung wohl am nächsten. Hinzu komme Ausgrenzung von anderen und eventuelle Schuldzuweisungen. Am Ende gibt es für diese Menschen keine soziale Teilhabe mehr.
Seit je her ist der VdK das Mittel der Wahl gegen Einsamkeit. Ohne es als solches zu bezeichnen, hat der VdK von Beginn seines Wirkens an, Einsamkeit bekämpft duch gemeinsame Ausflüge, Kaffeenachmittage, Vorträge, persönliche Gespräche oder das Freischalten von Sorgentelefonen. 10 000 ehrenamtliche Mitglieder im VdK Baden-Württemberg sorgen dafür, ein Lächeln in das Gesicht von Menschen zu zaubern und Ihnen zu sagen: "Du bist mir wichtig und ein wertvolles Mitglied unserer Gemeinschaft".
Stellvertetend für die Vielen trugen Verantwortliche aus vier Ortsverbänden ihre konkreten Projekte gegen Einsamkeit vor. Unter anderem ging es auch um ein Angebot für Menschen in Trauer. Geschildert wurde, wie durch die Projekte die Menschen wieder Lebensmut bekamen und sich öffneten und anderen zuwandten. Bei manchen ging es sogar soweit, dass sie sich selbst ehrenamtlich engagieren konnten. Und allen war damit geholfen.
Auch unsere Kreisvorsitzende und Ortsvorsitzende von Ulm-Gögglingen, Renate Babic, hatte Gelegenheit ihr Projekt vorstellen. 2024 begann es als "Treffpunkt Mensch" in ihrem Ortsverband und wurde 2025 auch im VdK Kreisverband Ulm etabliert. Dort wird sie unterstützt von Barbara Weimar und Udo Müller.
Am Ende des Gesundheitstages lernten die Anwesenden eine konkrete Methode zur Bekämpfung von Einsamkeit kennen. Gemeinsames Singen setzt Endorphine frei und macht glücklich. Zweistimmig stimmten 1800 Menschen das Lied an "über sieben Brücken musst du gehn", und fuhren danach gestärkt in ihre jeweilige Heimat zurück.
VdK Ortsverband Blaustein, Johannes Mack, Seflerstr. 11, 89134 Blaustein, Tel. 07304 42326, ov-blaustein@vdk.de